Ehre den Erzieher und Lehrer Deiner Kinder!

Keine Wohlthat ist größer, als die des Unterrichts und der Bildung. Wer jemals etwas dazu beigetragen hat, uns zu weiseren, besseren und glücklicheren Menschen zu machen, der müsse unseres wärmsten Dankes lebenslang gewiß sein können! Hat er dabei nicht Alles geleistet, was wir jetzt, bei reiferen Jahren, bei weiteren Fortschritten in der Cultur, von einem Lehrer und Hofmeister fordern würden: so sollen wir doch nicht unerkenntlich gegen das Wenige sein, was wir von ihm empfangen haben.

Überhaupt verdienen ja Diejenigen wohl mit vorzüglicher Achtung behandelt zu werden, die sich redlich dem so wichtigen Erziehungsgeschäfte widmen. Es ist wahrlich eine höchst schwere Arbeit, Menschen zu bilden: -eine Arbeit, die sich nie mit Gelde bezahlen läßt. Der geringste Dorfschullehrer, wenn er seine Pflichten treulich erfüllt, ist eine der nützlichsten Personen im Staate, und da sein Gehalt gewöhnlich sparsam genug abgemessen ist, was kann da billiger sein, als daß man diesem Mann wenigstens durch eine Ehrenbezeigung das Leben süß und das Joch erträglich zu machen sucht? Schämen sollten sich die Menschen, die den Erzieher ihrer Kinder wie eine Art Dienstboten behandeln! Möchten sie nur bedenken (wenn sie auch nicht fühlen können, wie unedel dies Betragen an sich schon ist), welchen nachtheiligen Einfluß es auf die Bildung der Jugend ausübt!

A. Knigge, Umgang mit Menschen, Berlin, 1874, S. 222 f.


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